Bericht eines Betroffenen (Martin Geilfus)

>> „Fernsehsüchtig, internetsüchtig, musiksüchtig“ – wie viele Jugendliche musste ich mir oft anhören, dass meine Lieblingsbeschäftigungen süchtig machen.

Meistens waren es meine Eltern, deren Job es ja ist, sich Sorgen zu machen, oft auch christliche Gemeinden, in denen es in Mode kam, hinter neuen Medienentwicklungen Angriffe des Bösen zu vermuten. Ich ignorierte all das genauso wie die uralten Warnungen vor dem Lesen mit der Taschenlampe unter der Bettdecke (macht die Augen kaputt!) oder vor Cola-Trinken (löst den Magen auf!).

Momentan wird besonders vor Mehrspieler-Onlinerollenspielen (MMORGPs) wie World of Warcraft, Warhammer Online, Ultima Online und anderen gewarnt. Ist das nun die übliche Spielverderberei nerviger Eltern oder haben diese Spiele wirklich etwas, was Spieler abhängig werden lassen kann? Ist es für mich – oder für dich – sinnvoll, die Ohren auf Durchzug zu stellen, oder sollte man sich als Spieler besser einmal kritisch hinterfragen?

Die unendliche Spirale aus Belohnung und Freiheit

Ich habe immer Magier gespielt, die sind intelligent, gut angezogen, tiefgründig und nicht so dümmlich wie Haudrauf-Schwertkämpfer.
Rollenspiele wie World of Warcraft bieten grundsätzlich eine angenehme Freiheit zur Gestaltung des eigenen Ichs. Aussehen, Eigenschaften und Fähigkeiten des charakters können frei gewählt werden, ebenso die eigenen Handlungen. Keine Schule, kein Stress, lieber wandert man durch die Weiten ferner Länder und dunkler Gemäuer. Doch eins steht zu Beginn fest: Man startet immer als Habenichts. Als kleiner Magier hatte ich schlechte Waffen, keine Erfahrung, wenig Skills, kaum Mana und schwache Zaubersprüche. Also habe ich die ersten Stunden investiert, ein paar Dungeons aufgeräumt – und schon war ich um einige Stufen aufgestiegen.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bei jeder gelösten Aufgabe (Quest) zur Belohung Glückshormone ausgeschüttet werden. Das Gehirn gewöhnt sich an dieses angenehme Zeug und will es immer wieder auf demselben Wege produziert haben. Ich musste also weiter spielen, um meinen Magier weiter zu steigern: Von Stufe 1 auf 10 brauchte ich vielleicht einen Tag, von 40 auf 50 dauerte es Wochen und Monate. Das Gehirn produziert immer mehr Sehnsucht nach dem Spiel, weil es seine Erfolgsgefühle nicht mehr so schnell bekommt, wie es das gerne hätte. Also muss mehr Zeit in schwierigere Stufen investiert werden. Bei Onlinespielen muss man sich dafür mit anderen Spielern zusammentun. Dabei gilt: Haste was, biste was.

Auf Youtube werden Videos von Level 80 World of Warcraft – Charakteren von Tausenden als Helden angesehen. Die Anerkennung, das Glücksgefühl ist durch ständiges Gesehen-Werden viel größer als bei Einzelspieler-Versionen. Enden sollen die Aufgaben möglichst nie: Ich habe meinen Magier nie auf die höchsten Stufen gebracht, auch trotz täglichen Trainings nicht.
World of Warcraft hat angeblich 10 Millionen Abonnenten – denkst du, die Firma Blizzard wird jemals aufhören, mit denen Geld zu verdienen? Will ein Drogendealer, dass man irgendwann aufhört, bei ihm zu kaufen? Moderne Onlinerollenspiele sind mächtige, millionenschwere Simulationsmaschinerien: Eine bunte und belebte Welt, in der Menschen ihren spannenden Aufgaben gemeinsam nachgehen und die dafür Belohnung und Anerkennung finden. Das klingt wunderbar – wo also ist das Problem?

Wie fängt Sucht an?

Keiner kann absolut definieren, wo Sucht anfängt. Dennoch gibt es Alarmsignale: Wenn World of Warcraft dein Denken und Handeln übermäßig bestimmt, wenn du Freunde vernachlässigst, wenn du Hobbies sausen lässt, wenn Schule und Ausbildung den Bach runtergehen, dann stimmt da was nicht. Nach der Schule und dann bis Nachts vorm PC, am nächsten Tag müde, aber wieder lange zocken.

Plötzlich sind nur noch Leute interessant, die auch Spieler sind. Man wird innerlich unruhig, wenn man mit Freunden unterwegs ist, weil man in derselben Zeit seinen Magier (oder was auch immer du spielst) ja steigern könnte. Schlechte Noten in der Schule – was solls, Hauptsache der Magier lernt neue Zaubersprüche!

Wissenschaftler haben gerade diese Symptome unter einem größeren Prozentsatz von Online-Spielern festgestellt. Tausende werden im Spiel zu strahlenden Helden und gleichzeitig in der Realität zu erfolglosen und einsamen Freaks.

Wie zähmt man eine Sucht?

Alleine das Wort „Sucht“ hat mich immer genervt, das will keiner hören. Aber frage dich mal ganz ehrlich, welchen Platz das Spiel in deinem Leben einnimmt. Wie viel Zeit opferst du? Schreib mal die Stunden auf, die du täglich investierst. Wie sehen deine Freundschaften und deine Hobbies aus? Sitzt du lieber zu Hause vorm PC anstatt was zu unternehmen?

Du kannst als ein Experiment versuchen, die Anzahl der Spielstunden runter zu schrauben und mehr Zeit mit anderen Dingen verbringen. Beobachte dich, wie es dir dabei geht. Wenn du Entzugserscheinungen kriegst und nur an das Spiel denkst, dann ist das ein Alarmsignal. Kritisch ist auch, wenn du spielst, obwohl du dir eigentlich vorgenommen hattest, eine Pause zu machen. Wenn du das Gefühlt hast, schon abhängig oder gefährdet zu sein, dann such dir jemand zum Reden. Es gibt kein Patentrezept gegen Sucht, deswegen ist Reden sehr wichtig. Bleib nicht alleine mit dem Problem, weil es dir peinlich ist. Freunde werden dich verstehen und dir helfen. Wenn du im Internet danach suchst, wirst du sehen, dass es viele Menschen gibt, die abhängig geworden sind.

Und schließlich: Finde heraus, worum es im Leben geht. Was suchst du im Spiel, das dir die reale Welt nicht gibt? Die Antwort, die ich gefunden habe, steht in der Bibel, und mein Sinn im Leben ist Gott. Er gibt ein Leben, das ewig hält, das spannende Beziehungen mit realen Menschen bereithält und das deine Erfahrung ständig steigert – und das auch noch kostenlos. Ob das was für dich ist? Bei mir hat es funktioniert!

Vor kurzem erschien Diablo III, und ich werde es mir nicht einmal überlegen, ob ich wieder hunderte Stunden in einen Magier investiere, wenn ich in derselben Zeit Freunde besuchen, Sport treiben, reisen oder anderes tun kann….>>

Nachwort

Eine Sucht entsteht aus einer Sehnsucht heraus. Sehnsucht nach Anerkennung, Sehnsucht nach Vergessen, Sehnsucht nach Freiheit, Macht, Geld oder gutes Aussehen. Nicht nur Online-Spiele befriedigen die Sehnsüchte vieler Menschen kurzweilig. Leider gibt es täglich mehr und mehr Alkohol –und Drogenabhängige; die Menschen sind süchtig nach immer neuen Abenteuern und Exzessen, nach Macht und Reichtum, sie sind süchtig nach Sex oder Gewalt. Sie werden zum Spielball ihrer Sucht in ihrer Hilflosigkeit und allein der Gedanke an ihre Sucht gibt ihnen den Auftrieb im Leben. Welch ein Leben! Ein Leben mit Sinn? Ist das ein erfülltes und glückliches Leben, immer auf der Jagt nach Befriedigung der eigenen Sehnsucht?

Sehnt sich nicht jeder Mensch im Grunde des Herzens nach Liebe, nach Anerkennung und Befreiung? Und doch gibt es nur einen einzigen Weg, all diese Sehnsüchte gestillt zu bekommen – nämlich bei unserem Schöpfer, bei Gott.
Durch das Böse ist der Mensch von Gott getrennt und das löst eine Sehnsucht nach Vergebung und nach Befreiung aus. Sobald du dich zu Gott wendest, sobald du bei Ihm durch Reue und Buße Vergebung findest – wird deine Sehnsucht nach Frieden und Liebe gestillt. Denn Gott liebt dich, er will dir deine Schuld verzeihen, er will dich heilen, er will dich trösten und er will dir helfen, einen neuen Anfang in deinem Leben zu wagen.

Gott will, dass deine Sehnsüchte in Ihm gestillt werden. Nur durch Jesus Christus kannst du ein Leben in echter Freiheit leben. Lass dich von diesem Gedanken anstecken und mache den ersten Schritt! Sage Gott in einfachen Worten, was dich bedrückt, bitte Gott um Vergebung. Du kannst auch in die nächste christliche Gemeinde gehen und jemanden bitten, mit dir gemeinsam zu beten und dir bei deinem Glaubensanfang zu helfen. Lass dir eine Bibel geben, denn durch sie wirst du Jesus Christus kennen lernen und Antworten auf deine Fragen finden.

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