An diesem Montagabend sind meine Frau und ich länger wach geblieben. Den immer wieder aufheulenden Sirenen schenkten wir anfangs keine besondere Beachtung. Als ich schließlich im Bett lag und deutlich hören konnte, dass die Einsatzkräfte direkt in unmittelbarer Nähe sein mussten, stand ich doch auf. Während ich zur Straße ging, sah ich schon, wie ein Leiterwagen der Feuerwehr wendete. Da begriff ich, dass in der Nachbarschaft etwas vorgefallen sein musste…

Das Betreten eines Unfallorts oder einer Unglückstelle, ist vermutlich für die meisten Menschen mit einer gewissen Anspannung verbunden. Wenn man aber feststellt, dass Menschen aus dem engen Umfeld betroffen sind, überschlagen sich innerhalb weniger Sekunden die Gedanken, was einen wohl in wenigen Augenblicken erwarten würde. Denn als ich die Straße hochlief, wollte ich nicht wahrhaben, dass das orange-gelbe Licht, welches über den Häusern unserer Siedlung schimmerte, ein Flammenmeer war, das aus dem Haus meines Freundes und Glaubensbruders hochschoss.

Ob sich die Eltern und ihre fünf Kinder wohl nach draußen retten konnten…?

Im ersten Moment sah ich nur, wie die Feuerwehr mit den Flammen kämpfte und einige verstörte Menschen aus der Nachbarschaft hilflos zusahen – von der Familie Dück, den Bewohner des Hauses sah ich niemanden.

Wie erleichtert und dankbar war ich Gott, als ich wenig später die Mutter mit allen Kindern bei den Nachbarn antreffen durfte. Und als ich schließlich draußen meinen Freund und Vater der Familie, der in der Zwischenzeit von Nachbarn eingekleidet wurde, umarmen konnte, war ich erleichtert, dass alle Menschen überlebt hatten.

Und so standen wir am Straßenrand und schauten dem Inferno zu. Die meiste Zeit schwiegen wir, denn die wenigen Worte, die wir fanden, drückten nur unsere Fassungslosigkeit aus. Ich versuchte mir vorzustellen, was wohl meinem Freund in diesen Augenblicken durch den Kopf ging, während wir zusahen, wie das Feuer alles gnadenlos auffraß.

Als dann schließlich weitere Glaubensgeschwister dazu kamen, fassten wir uns an den Schultern und bildeten einen Kreis – wir mussten unsere Herzen jemandem ausschütten, der über unser Leben wacht und der unser Innerstes wie kein anderer kennt – unser Himmlischer Vater! Wir durften ihm unsere Ratlosigkeit sagen und die Unfähigkeit die gegenwärtigen Ereignisse einzuordnen. Wir durften ihm sagen, dass wir all dies nicht verstanden. Doch wir fanden auch Worte des Dankes, dass kein Menschenopfer zu beklagen war. Und wir durften verspüren, dass selbst in einer solchen chaotischen Situation das Gebet eine wahre Zuflucht ist.

Wir standen noch lange Zeit an der Straße. Das Feuer wurde mittlerweile gelöscht. Ein Teil der Feuerwehr rückte ab und die Anwohner gingen langsam in ihre Häuser zurück. Vor uns hämmerte ein Notstromaggregat, das wohl die Lichtstrahler an der Brandstelle mit Strom versorgte – doch in dieser  Nacht war es irgendwie nicht störend.

Schließlich begleitete ich meinen Freund und seine Frau zu den Nachbarn, die sie in dieser Nacht aufgenommen hatten.

In dieser Nacht kam ich nicht traumatisiert nach Hause. Ich hatte trotz der schrecklichen Ereignisse ein Gefühl der Dankbarkeit für die Gnade Gottes. Dass alle Menschen überlebt hatten, war ein großes Wunder. Dass ein Kind das Feuer noch rechtzeitig bemerkt hatte und so die schlafende Famile wecken konnte, war Rettung im letzten Augenblick.

Ich war dankbar für die Rettungskräfte – Menschen, die in solchen Notfällen alles stehen und liegen lassen und helfen, bis die Gefahr gebannt ist, selbst wenn es bis zum frühen Morgen andauert.

Ich war dankbar für die vielen Menschen, die gleich Hilfe anboten und viel Anteilnahme gezeigt hatten.

Und ich war dankbar, dass mein Freund in dieser Lage nicht allein war – er hat den allmächtigen Gott, bei dem unsere größte Hoffnung zu finden ist!

A.D. aus Kirchberg

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